Alkohol in Hautpflegeprodukten: die Fakten

Angesichts der vielen irreführenden Informationen, die online über Alkohol in Kosmetik und Hautpflege kursieren, ist es kein Wunder, dass einige Leute glauben, dass Alkohol gar nicht so schlecht für die Haut sei. Die Forschung (und zwar eine ganze Menge Forschung) macht aber deutlich: Alkohol in Hautpflegeprodukten ist ein Problem.

Uns ist klar, dass wir nicht jede/n einzelne/n überzeugen werden, aber wir hoffen, dass die neuesten Forschungsergebnisse und – soviel Wortspiel muss erlaubt sein – ernüchternden Fakten über alkoholbasierte Produkte dir helfen werden, die Finger von der Flasche zu lassen, wenn Alkohol oben auf der Zutatenliste steht (okay, zwei Wortspiele).

Zunächst einmal müssen wir aber kläre, welche Art von Alkohol man vermeiden sollte.

Kann Alkohol überhaupt gut für die Haut sein?

Vielleicht denkst du dir, dass es doch sicher einen guten Grund dafür geben muss, dass so viele Hautpflegeunternehmen Alkohol in ihre Produkte tun. Oder? Natürlich gibt es einige Gründe, aber unserer Erfahrung nach nur zwei primäre Erklärungen. Zum einen kann Alkohol dazu führen, dass ein eigentlich dickflüssiges Hautpflegeprodukt ganz leicht wird: Er erzeugt also eine trügerisch angenehme Ästhetik.

Der zweite Grund: Die Haut sehr gut darin ist, Inhaltsstoffe abzuweisen. Hautschützende Substanzen (etwa Lipide, Enzyme und Antioxidantien) verhalten sich wie kleine Türsteher, die verhindern, dass nützliche Inhaltsstoffe aus Seren oder anderen Produkten in die Haut gelangen. Alkohol hilft Inhaltsstoffen wie Retinol und Vitamin C, in die Haut einzudringen. Aber er tut dies, indem er die Hautbarriere aufbricht – er zerstört genau die Substanzen, die deine Haut auf lange Sicht gesund halten. Wie ein Kneipenschläger in einem alten Westernfilm schleudert der Alkohol Retinol durch die Fenster der Hautbarriere, ohne an die Konsequenzen zu denken.

Wenn Alkohol schlecht ist, warum wird er dann zur Wundreinigung verwendet?

Heutzutage verwenden die meisten Mediziner keinen Alkohol zur Wundreinigung, sodass dies weniger geläufig ist, als viele denken. Alkohol ist nicht nur schädlich, er ist auch unwirksam bei der Sterilisierung verletzter, offener Haut. Einem Bericht im Dermatology Clinics Journal zufolge "...haben Studien wenig Nutzen von [Alkohol und topischen Antiseptika] bei der Desinfektion offener Wunden gezeigt. Antiseptika werden durch organische Stoffe wie geronnenes Blut, Serum, Eiter und Fremdkörper inaktiviert". Obwohl Alkohol die Haut desinfiziert (weshalb ÄrztInnen die Haut häufig abtupfen, bevor sie eine Spritze geben), ist die Anwendung von Alkohol auf einer offenen Wunde sehr schädlich – deshalb reinigen Ärzte Wunden entweder mit sterilem Wasser, Kochsalzlösung oder Jod.

Auf der Website von WedMD, auf der sich Verbraucher ärztlichen Rat einholen, heißt es, dass "das Einreiben mit Alkohol zur Reinigung einer Verletzung das Gewebe tatsächlich schädigen und die Heilung beeinträchtigen kann."

Wenn Alkohol verdunstet, kann er doch so schädlich nicht sein?

Es klingt einleuchtend: Wenn Alkohol schnell verdunstet, scheint es nur logisch, dass der Schaden nicht allzu schwerwiegend sein kann. Leider zeigt die Forschung, dass diese Logik nur Wunschdenken ist. Alkohol schadet der Haut unmittelbar und setzt eine Kettenreaktion von Schäden in Gang, die noch lange nach dem Verdunsten anhält.

Wenn der Alkohol die Hautbarriere erst einmal durchbrochen hat, ist die Haut nicht mehr wie vorher und kann sich nicht mehr so gut vor weiteren Schäden schützen. Eine Studie aus dem Jahr 2003, die im Journal of Hospital Infection veröffentlicht wurde, ergab, dass bei regelmäßiger Anwendung von alkoholischen Produkten die Reinigung zu einer schädlichen Tortur wird: Die Haut ist nicht mehr in der Lage, das Eindringen von Wasser und Reinigungsmitteln zu verhindern, wodurch die Hautbarriere weiter geschädigt wird.

Die guten Arten Alkohol

Es gibt eine Klasse von Inhaltsstoffen, sogenannte Fettalkohole, die nicht im Geringsten schädlich für die Haut sind, aber oft mit den schlechten Alkoholen wie Ethanol und denaturiertem Alkohol (Alkohol denat.) verwechselt werden. Zu den Fettalkoholen gehören unter anderem Cetylalkohol und Stearylalkohol. Typischerweise werden Fettalkohole als Weichmacher und Verdickungsmittel in Hautpflegeprodukten verwendet. Sie sind nicht reizend und können sogar vorteilhaft für trockene Haut sein. Für die Haut sind Fettalkohole weit entfernt von hautschädigendem Alkohol/Ethanol.

Was ist Alkohol denat.?

Alkohol denat. streht für denaturierten Alkohol und gehört zu einer Gruppe von Alkoholen mit einem niedrigen Molekulargewicht, die austrocknend und sensibilisierend auf die Haut wirken können.

"Alkohol denat." in Hautpflegeprodukten ist schädlich für die Haut. Seine aggressive Art kann der Haut im Laufe der Zeit Feuchtigkeit entziehen und sie austrocknen. Deshalb sollte man ihn generell besser meiden.

Alkohol bei fettiger Haut und Akne

Alkohol hat zwei Vorteile, die Menschen mit Akne und/oder fettiger Haut zusagen könnten. Zum einen kann er Akne verursachende Bakterien auf der Hautoberfläche abtöten, weshalb manche Menschen auf alkoholbasierte Anti-Akne-Produkte schwören. Zum andere kann Alkohol die Haut schnell entfetten – dieser unmittelbare Effekt ist für Personen mit sehr fettiger Haut verständlicherweise attraktiv.

Die Forschung zeigt jedoch, dass Anti-Akne-Produkte mit Alkohol sowohl Reizungen als auch Trockenheit verstärken: Das kann es Menschen, die mit Akne kämpfen, erschweren, an ihrer Routine festzuhalten. Es überrascht nicht, dass Untersuchungen außerdem ergaben, dass Anti-Akne-Produkte mit milderen Alternativen zu Alkohol besser für die Haut sind. Die Ironie bei alkoholbasierten Behandlungen besteht darin, dass der durch sie verursachte Schaden zu einer Zunahme der Akne verursachenden Bakterien führt und die Entzündung verschlimmert. Die Folge: rote Flecken, die noch hartnäckiger sind als zuvor.

Bei fettiger Haut kann Alkohol die Talgproduktion im Poreninneren anregen, sodass der unmittelbare entfettende Effekt schließlich dadurch zunichtegemacht wird, dass die Haut noch mehr Fett produziert als vorher.

Alkohol und Hautzellen: Für die FreundInnen der Wissenschaft

Wir müssen die Fakten darüber einbeziehen, wie sich Alkohol auf die Hautzellen auswirkt, denn er ist ein Traum für freie Radikale. Kleine Mengen Alkohol, die in Laboren auf Hautzellen aufgetragen wurden (etwa 3% Alkohol, aber bedenke, dass Hautpflegeprodukte Mengen zwischen 5% und 60% enthalten), erhöhten das Zellensterben innerhalb von zwei Tagen um 26%. Er zerstörte auch jene Substanzen in den Zellen, die Entzündungen reduzieren und freie Radikale abwehren.

Die Schäden an den Zellen gehen aber noch weiter: Der Kontakt mit Alkohol führt dazu, dass sich die Hautzellen buchstäblich selbst zerstören. Je länger die Alkoholexposition andauert, desto schlimmer wird es für die Hautzellen. Dieselbe Studie zeigte, dass schon zwei Tage der Exposition dramatisch schädlicher waren als ein Tag – und das bei einer Alkoholkonzentration von weniger als 10%, also viel niedriger als die in vielen Hautpflegeprodukten auf Alkoholbasis enthaltene Konzentration.

Die Forschung zeigt deutlich den Zusammenhang zwischen der Schädigung der Hautzellen durch freie Radikale und der Alkoholexposition. Interessanterweise ähnelt dies in außergewöhnlicher Weise den Schäden durch freie Radikale, die kurz- und langfristig durch übermäßigen Alkoholkonsum entstehen. Darauf ein Prosit? Wohl eher nicht.

Fazit

Die Forschung ist eindeutig: Alkohol in der Hautpflege schädigt die schützende Hautoberfläche, entzieht der Haut lebenswichtige Substanzen und verschlimmert die Probleme fettiger Haut. Vereinfacht ausgedrückt, unterstützt er die Hautalterung. Angesichts der Menge an hautfreundlichen Alternativen, die zur Verfügung stehen, ist es ein Kinderspiel, auf Produkte mit hautschädigenden Alkoholformen zu verzichten.

Die einzige Ausnahme bei der Verwendung von Alkohol auf der Haut sind Handdesinfektionsmittel. Diese Produkte benötigen mindestens 60% Alkohol (Ethanol), um krankheitserregende Viren und Keime möglichst effektiv abzutöten. Wasser und Seife werden für die alltägliche Handhygiene bevorzugt, aber wenn diese Methode nicht zur Verfügung steht, sind Handdesinfektionsmittel die nächstbeste Lösung. Der Kontakt mit Alkohol ist zwar nicht ideal, aber im Gegensatz zu Alkohol in der Gesichtspflege dienen alkoholbasierte Handdesinfektionsmittel immerhin einem notwendigen Gesundheitsschutz.

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Empfohlene Artikel

Quellen:

  • Biochmica et Biophysica Acta (BBA), Ausgabe 1818, Nummer 5, Mai 2012, Seiten 1410-1419
  • Skinmed, Januar-Februar 2011, Seiten 15-21
  • Journal of Investigative Dermatology Symposium Proceedings, August 2009, Seiten 20-24
  • Klinische Dermatologie, September-Oktober 2004, Seiten 360-366
  • Journal of Investigative Dermatology, Ausgabe 120, 2003, Seiten 275-284
  • Journal of Hospital Infection, Ausgabe 55, Nummer 4, Dezember 2003, Seiten 239-245
  • Dermatologie, Januar 2003, Seiten 17-23; Alcohol, Ausgabe 26, Nummer 3, Seiten 179-190
  • Dermatologische klinieken, Ausgabe 16, Nummer 1, Januar 1998, Seiten 25-47
  • http://pubs.niaaa.nih.gov/publications/arh27-4/277-284.htm

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